Häufig gestellte Fragen
Was ist Psychotherapie?
Eine Psychotherapie ist notwendig, wenn ein Mensch unter Beschwerden leidet, die seelische Ursachen haben. Psychische Krankheiten können sich in psychischen und körperlichen Symptomen und in zwischenmenschlichen Schwierigkeiten äußern. Eine Psychotherapie wirkt mittels professionell strukturierter Gespräche und einer therapeutisch gestalteten Beziehung zwischen Psychotherapeut und Patient. Die Psychotherapie setzt keine Medikamente ein. Sie hat den Zweck, psychische Erkrankungen zu lindern und zu heilen und ist eine wissenschaftlich überprüfte Behandlungsmethode, die nachweislich wirksam ist.
Wann ist eine Psychotherapie ratsam?
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Jeder Mensch kennt psychische Beschwerden. Jeder Mensch gerät im Laufe seines Lebens in verschiedene Krisen. Häufig gelingt es vielen, diese Krisen ohne professionelle Hilfe zu bewältigen. Die menschliche Psyche verfügt über beachtliche Selbstheilungskräfte. Viele Menschen haben Familie und Freunde, die sie hierbei wirkungsvoll unterstützen können.
Manchmal gelingt es jedoch über Wochen und Monate nicht, aus eigener Kraft oder durch Gespräche mit einem Partner oder Freund wieder ins Lot zu kommen. Die psychischen Probleme bleiben bestehen, entwickeln oftmals auch eine negative Eigendynamik, der sich der Einzelne allein nur schwer entziehen kann. Dann könnte es sinnvoll sein, einen Psychotherapeuten aufzusuchen und in einem persönlichen Gespräch zu klären, ob eine Behandlung ratsam ist.
Manchmal sind psychische Erkrankungen auch nicht so einfach zu erkennen. Es gelingt, die schwierigen Gefühle zu umgehen. Eine Freundin geht für Sie im Kaufhaus einkaufen, dessen Gewimmel immer wieder Panikanfälle auslösen - und schon ist die übermächtige Angst vor vielen Menschen nicht mehr spürbar. Trotzdem kann sich die psychische Beeinträchtigung, die tatsächlich besteht, weiter verfestigen und dauerhaft werden. Es kann sich also auch bei gelegentlichen, aber wiederkehrenden außergewöhnlichen Gefühlen lohnen, mit einem Psychotherapeuten in Kontakt zu treten.
Unten sind "Erste Fragen an sich selbst" aufgelistet, die Ihnen dabei weiterhelfen können zu klären, ob es ratsam ist, sich um professionelle Unterstützung zu bemühen. Diese Fragen unterstützen bei einer ersten Orientierung, eine Beratung oder gar Therapie ersetzen sie nicht.
Erste Fragen an sich selbst
Wenn Sie prüfen möchten, ob für Sie eine Psychotherapie in Frage kommt oder nicht, hilft Ihnen vielleicht folgende Frageliste weiter:
- So kenne ich mich nicht! Fühle ich mich anders als sonst?
- Beunruhigt mich diese Veränderung?
- Gibt es eine Erklärung für die Veränderung?
- Reicht diese nicht aus, um die Dauer und Heftigkeit
der Beschwerden zu begründen? - Kann ich meine tägliche Arbeit nur noch
mit Mühe verrichten? - Mache ich mir immer Sorgen und habe ich viel Angst?
- Leide ich unter körperlichen Beschwerden?
- Ist mein Schlaf gestört, schlafe ich zu wenig oder zu viel?
- Fühle ich mich oft aggressiv, hasserfüllt, gereizt oder
bin ich sehr intolerant? - Bin ich oft krankgeschrieben?
- Habe ich Selbstmordgedanken?
- Habe ich kaum noch Menschen, mit denen ich über
meine Probleme sprechen kann? - Helfen Gespräche mit Freunden nicht mehr?
- Fällt die Veränderung auch anderen deutlich auf?
- Ist das schon länger als drei Monate so?
- Ist mir das alles egal?
Quelle: Rosemarie Piontek: Mut zur Veränderung. Methoden und Möglichkeiten der Psychotherapie. Bonn, 2009
Wirkt Psychotherapie?
Psychotherapie wirkt nachweislich. Ihre heilende Wirkung wurde durch zahlreiche internationale Studien in den vergangenen Jahrzehnten belegt. Aus diesem Grund wird sie in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungen ist für fast alle psychischen Erkrankungen wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden. Es ist gut belegt, dass Psychotherapie unter anderem bei Angsterkrankungen, Depression, Sucht, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Posttraumatischen Belastungsstörungen und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wirkt. Die Studien zeigen dabei, dass Patienten mit Psychotherapie sowohl kurzfristig eine deutliche Verringerung ihrer psychischen Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen als auch längerfristig stabile Behandlungserfolge erzielen.
So konnten beispielsweise Studien zur Depression zeigen, dass sich depressive Phasen durch eine Psychotherapie erheblich verkürzen und sich das Risiko, erneut depressiv zu erkranken, auf die Hälfte reduziert. Studien zu Panikstörungen konnten belegen, dass es Psychotherapiepatienten mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 80 Prozent besser ging als Patienten mit einer Routinebehandlung. Auch für die Generalisierte Angststörung gilt nach einer aktuellen Metaanalyse, dass Psychotherapie bei 45 Prozent der Patienten eine bedeutsame Verbesserung bewirken konnte im Vergleich zu 14 Prozent der Patienten der Routinebehandlung. Vergleichbare Erfolge der Psychotherapie konnten für ein breites Spektrum von psychischen Erkrankungen nachgewiesen werden.